Eine im NATO-Programm „Alliance Ground Surveillance“ (AGS) auf Sizilien stationierte Drohne hat erste Missionen absolviert. Flüge erfolgten in Richtung Libyen und Russland, berichtet ItalMilRadar. Das Internetportal wertet die Daten von Transpondern aus, die große Luftfahrzeuge installiert haben müssen. Über dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer wurden die Geräte jedoch abgeschaltet. So kann nicht nachvollzogen werden, wie nahe das Luftfahrzeug an das Hoheitsgebiet der beiden Länder heran flog. Abhängig von der Flughöhe können die NATO-Drohnen bis zu 200 Kilometer weit entfernt aufklären.
Im Rahmen der AGS stationiert die NATO fünf „Global Hawk“ auf dem italienischen Luftwaffenstützpunkt Sigonella in Sizilien. Das rund 1,5 Milliarden Euro teure Programm hatten die NATO-Mitgliedstaaten auf ihrem Gipfel 2012 in Chicago beschlossen. Es untersteht dem NATO-Kommando zur Führung europäischer Luftstreitkräfte in Ramstein.
600 SoldatInnen und ziviles Personal
Die zwei größten Beitragszahler des AGS sind die USA und Deutschland. Von den rund 600 SoldatInnen und zivilem Personal für das Programm stammt ein Viertel aus Deutschland. Hierzu gehören nach derzeitigem Stand acht DrohnenpilotInnen für die „Global Hawk“, zu einem späteren Zeitpunkt könnten es bis zu 14 werden.
Die „Global Hawk“ gehören zur Klasse der hochfliegenden HALE-Drohnen, dabei handelt es sich um das größte in Serie unbemannte Luftfahrzeug mit einer Nutzlast von rund 1,4 Tonnen. Hersteller ist der US-Rüstungskonzern Northrop Grumman. Im November wurde die letzte der fünf „Global Hawk“ nach Sigonella ausgeliefert, im gleichen Monat wurden laut dem deutschen Verteidigungsministerium auch die für jede einzelne Drohne erforderlichen Tests erfolgreich abgeschlossen.
Die Drohnen sind mit optischer und radarbasierter Technik zur „bildgebenden Aufklärung“ („Imagery Intelligence“ – IMINT) ausgerüstet. Hierzu gehört ein hochauflösendes Radar zur Bodenbeobachtung, das stationäre und bewegliche Ziele beobachten kann. Stationäre und mobile Bodenstationen zur Auswertung der Daten stammen von den Rüstungskonzernen Airbus und Leonardo.
Keine Stationierung in Deutschland
Auch die US-Luftwaffe hat zwei „Global Hawk“ in Sigonella stationiert. Seit 2015 haben sie die Einsätze der NATO-Drohnen organisatorisch und technisch vorbereitet. Dies erfolgte im Rahmen der „European Deterrence Initiative“, die von der NATO nach der Krimkrise 2014 begonnen wurde. Italien, Frankreich und Deutschland haben anschließend ihren Luftraum für Überflüge der US-Drohnen geöffnet.
Diesen Korridor in Richtung russische Ostsee sollen auch die „Global Hawk“ der NATO benutzen. Eine weitere Route führt über Bulgarien ins Schwarze Meer. Im Gegensatz zu den NATO-Drohnen bleiben die Transponder der US-Drohnen gewöhnlich angeschaltet. So ließ sich etwa beobachten, dass der letzte Flug über den bulgarischen Korridor bis nach Georgien erfolgte, vermutlich um Bodenziele in Armenien und Aserbaidschan auszuspähen.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung geplant, dass die Bundeswehr weitere hochfliegende Drohnen für das NATO-AGS beschafft. Sie sollten auf dem Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein stationiert werden. Diese „nationale Beistellung“ hätte nach früheren Angaben über eine halbe Milliarde Euro gekostet. Dem Verteidigungsministerium zufolge wird das Vorhaben jedoch nicht mehr weiterverfolgt.
Danke für die Informationen. Es ist interessant, was unsere Union-Parlamentarier alles beschließen. Aber Wirtschaftsförderung hört halt nicht bei Rüstungsfirmen auf. Und amerikanische Rüstungsfirmen-Shareholder müssen ja befriedigt werden.
„Abhängig von der Flughöhe können die NATO-Drohnen bis zu 200 Kilometer weit entfernt aufklären.“
Diesen Abschnitt hatte ich zunächst missverstanden. Laut wikipedia hat die „Global Hawk“ eine Reichweite von 22,780 km (12,299 nm), die 200km im Artikel beziehen sich also wahrscheinlich auf die „Sichtweite“ der Drohne während eines Aufklärungsfluges.